Am 1. Juni tritt im Kanton Zürich die revidierte Hundegesetzgebung in Kraft. Der Zürcher Tierschutz freut sich, dass künftig wieder alle Hunde in die Hundeschule müssen. Eine minimale Anzahl Lektionen und die Überprüfung der Lernziele sol-len den Erfolg sicherstellen. Die Hundekurse sind ein starkes Signal für mehr Tierschutz, jedoch erhöht der Alleingang des Kantons Zürich das nationale Flickwerk an Hundevorschriften.
Vereinfachtes Obligatorium für alle Hunde
Die wichtigste Errungenschaft der neuen Zürcher Hundegesetzgebung ist die Wiedereinführung einer obligatorischen praktischen Ausbildung für alle Hunde – egal ob gross oder klein. Denn seit der schweizweit obligatorische Sachkundenachweis (SKN) Ende 2016 abgeschafft wurde, gab es im Kanton Zürich nur noch eine Kurspflicht für «grosse und massige» Rassen. Aus Tierschutzsicht ist sehr zu begrüssen, dass Hundehalterinnen und -halter nun mit jedem Hund sechs Praxislektionen besuchen müssen. Denn kleine und grosse Hunde haben dieselben Bedürfnisse, müssen sozialisiert und gewaltfrei erzogen werden. Praxiskurse stärken zudem die Mensch-Tier-Beziehung – und die Halterinnen und Halter lernen, auf die individuellen Bedürfnisse ihres Hundes einzugehen.
Das A und O der Hundehaltung
Wer noch nie oder zuletzt vor über zehn Jahren einen Hund hatte, muss zudem einen Theoriekurs besuchen. Nadja Brodmann vom Züricher Tierschutz ist überzeugt: «So kann das Basiswissen über Hunde, ihre Bedürfnisse und ihr Verhalten sowie den tiergerechten Umgang mit ihnen vermittelt und falscher Haltung vorgebeugt werden.» Weil die obligatorische Kurspflicht aber nur zwei Lektionen umfasst, müssen sich Hundehalterinnen und -halter vieles im Selbststudium aneignen, wenn sie die Theorieprüfung bestehen wollen. Immerhin stellt der Kanton dafür eine vertiefende Broschüre zur Verfügung.
Fortschritt mit negativem Beigeschmack
Nadja Brodmann erachtet die neue Hundegesetzgebung als wichtige Voraussetzung, um das Wohlergehen der Hunde im Kanton zu verbessern. Allerdings kritisiert sie die vorgeschriebene Anzahl Lektionen als absolute Untergrenze: «Wer seinen Hund in allen Situationen sicher führen und ihm rundum gerecht werden will, muss sich deutlich mehr Wissen aneignen und mehr Zeit investieren als das Obligatorium vorgibt.» Sie betont zudem, dass der Theoriekurs zwingend vor der Anschaffung des Hundes besucht werden sollte: «Nur so können Wunschvorstellungen hinterfragt und spätere Enttäuschungen oder gar ein Abschieben des Hundes ins Tierheim verhindert werden.» Im Theoriekurs wird auch vor dem unseriösen Welpenhandel gewarnt, so dass viel Tierleid verhindert werden könnte.
Foto bei © Adobe Stock, elen31
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